Respekt vor anderen Glaubensrichtungen
In den Projekttagen zum Ende des Schuljahres setzten sich Schülerinnen und Schüler unserer Schule unter der Leitung von Frau Bolten und Frau Elbers sowie unterstützt durch Frau Többen mit „Respekt vor anderen Glaubensrichtungen“ auseinander. Einen besonderen Schwerpunkt bildeten dabei die „Spuren jüdischen Lebens in Werlte“. Das Judentum war im Laufe des Schuljahres Thema in den Religionsgruppen gewesen, so dass auf Vorwissen zurückgegriffen werden konnte.
Nach einer Einführung in die Thematik des Projektes startete die Projektgruppe in Richtung Bibelgarten. Von dort aus wurden die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen eingeteilt und mussten sich nun auf die Suche nach Spuren machen, die auf jüdisches Leben in Werlte hindeuten. Nacheinander liefen die Schülergruppen zu Stationen in der „Bahnhofstraße“, zu „Lübs“ und zur „Volksbank“, zum „Samuel-Jacobs-Platz“ sowie zum „Rathaus“. Überall dort fanden sie Spuren und konnten die gestellten Aufgaben lösen und die Fragen beantworten. Dabei lernten sie, was „Stolpersteine“ sind, wer „Samuel Jacobs“ war und dass es doch eine ganze Reihe jüdischer Familien in Werlte gegeben hat, die in der nationalsozialistischen Zeit zur Flucht getrieben oder in Konzentrationslager deportiert und dort ermordet wurden. Und sie erkannten, dass Geschichte eben nicht nur „Geschichten aus alten Zeiten“ ist, sondern dass auch in Werlte genau diese Geschichte ebenso geschehen ist, wie in anderen Orten und Städten Deutschlands und Europas.
Viele dieser Hinweise im Ort waren unseren Schülerinnen und Schülern wohl bekannt, aber mit den Hintergründen hatten sich die meisten bisher noch nicht beschäftigt.
In der Schlussbesprechung der Ergebnisse, die wieder im Bibelgarten stattfand, wurde dann gemeinsam der Bogen bis in die Gegenwart geschlagen. Jüngste Ereignisse wie die Ergebnisse der Europawahl, die eindeutig einen „Rechtsruck“ erkennen lassen, oder auch Lieder, zu denen jüngst auch im regionalen Umfeld „Nazi-Parolen“ gesungen wurden, kamen zur Sprache und ließen über vieles doch anders und neu nachdenken.
Ein Gang über den gerade neu eingeweihten „Alten Friedhof“ rundete das Ganze ab. Dort wurde nachgeforscht, ob es noch Gräber aus der Zeit gibt, vielleicht sogar jüdische Gräber. Alte Gräber, die mehr als 100 Jahre alt sind, wurden entdeckt, aber auch die Soldatengräber, auf denen als Sterbedatum überwiegend der 10.04.1945 eingraviert ist. Nachdem dafür der Hintergrund erkannt werden konnte, machte es unsere Schülerinnen und Schüler besonders betroffen, dass es zumeist ganz junge Männer um die 25 Jahre sind, die in diesem unsinnigen Krieg ihr Leben lassen mussten. Dadurch wurde auch noch einmal das Bewusstsein dafür geschärft, dass wir alle zusammen vielleicht nicht genug Verständnis und Respekt aufbringen für Menschen, die auch in aktueller Zeit aus Kriegs- und Krisengebieten oder wegen religiöser Verfolgung zu uns fliehen und versuchen, sich in Werlte ein neues Leben aufzubauen.
Auch das Grab des Namensgebers unserer Schule, das Grab von Albert Trautmann, wurde entdeckt und gewürdigt.
Nach Rückkehr in die Schule blieb noch eine Stunde Zeit, um ein Video zu schauen, in dem das Leben von „Erna de Vries“ vorgestellt wurde. Erna de Vries ist eine Zeitzeugin und Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz, die mehrmals auch in unserer Schule über die Zeit der Verfolgung der Juden in Deutschland und über ihre Erlebnisse im Konzentrationslager berichtet hat. Sie lebte bis zu ihrem Tod im Oktober 2021 in Lathen.
Die Projektgruppen „Respekt vor anderen Glaubensrichtungen“ waren am Ende des Projekttages auf jeden Fall mit viel neuem Wissen unterwegs und erkannten, dass es unsere gemeinsame Verantwortung ist, dass wir nur mit gegenseitigem Respekt vor allem und jedem zusammen auf dieser Erde leben können und dass wir alle zusammen die Verantwortung tragen, unsere Freiheit und Demokratie zu schützen. Und das geht eben nur mit gegenseitigem Respekt, dem Benennen von Respektlosigkeiten und der gemeinsamen Sorge um Gerechtigkeit und Frieden.
Albert-Trautmann-Schule
Kolpingstr. 8
49757 Werlte
Fon: 05951 - 9880410
Fax: 05951 - 9880415
E-Mail: verwaltung@ats-werlte.de
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