Pädagogisches Konzept für die teilgebundene Oberschule

1. Einführung

Im Jahre 2004 haben sich alle Schulen am Schulzentrum Werlte einstimmig für die Beantragung einer offenen Ganztagsschule ausgesprochen. Mit Beginn der Organisation der Oberschule im Schuljahr 2011/2012 wird die Albert-Trautmann-Schule Werlte (aufsteigend ab Klasse 5) als teilgebundene Ganztagsschule organisiert.

Wichtige Argumente für die Einführung einer teilgebundenen Oberschule sind:

• - die veränderten familiären Bedingungen unserer Schüler (Alleinerziehende, Problemfamilien, volle Berufstätigkeit beider Elternteile ...)
• - die veränderte Teilhabe von Eltern am Erziehungsauftrag und am schulischen Alltag
• - die besondere Situation durch Aussiedlerzuzug
• - die Möglichkeit, Unterricht über einen längeren Zeitraum zu führen
• - verbesserte Chancen, Schüler individuell zu fördern und zu fordern
• - veränderte Lernangebote, auch unter Mithilfe außerschulischer Partner, anzubieten
• - die Notwendigkeit, Schülern eine sinnvolle Freizeitgestaltung anzubieten, sie dazu anzuregen, oder Wege dorthin aufzuzeigen
• - die Möglichkeit, grundsätzliche Aussagen des Schulprogramms auf die Nachmittagsangebote zu übertragen und somit zu einer pädagogischen „ganztäglichen“ Einheit zu gelangen.

Unser Leitspruch „Persönlichkeit stärken - In Verantwortung handeln - Zukunft entwickeln“ findet in der Einrichtung einer teilgebundenen Oberschule seine volle Bedeutung.

Unsere Schule möchte nicht nur auf die veränderten häuslichen Gegebenheiten reagieren, die gerade im ländlichen Bereich oft völlig überraschend, zögernd und ungläubig wahrgenommen werden, sondern wir wollen uns auch den grundsätzlich veränderten Anforderungen unserer Gesellschaft stellen. Besonders die Arbeitswelt formuliert hier sehr deutlich notwendige Schlüsselqualifikationen und Kompetenzen, die von unseren Schülern erwartet werden.

Der Betrieb einer teilgebundenen Oberschule darf dabei nicht nur auf reine Fach- und Sachkompetenzen zielen, sondern muss auch auf eine umfassende Persönlichkeitsentwicklung ausgerichtet sein. Gerade AG-Angebote sollen neue Erfahrungen ermöglichen, für die im Unterricht keine Zeit vorhanden ist und für die außerhalb von Schule keine Gelegenheiten geschaffen werden:

• - Regelmäßiges übendes Lernen und gezieltes Beheben von Lücken im Förderangebot sollen Erfolge im Unterricht ermöglichen.
• - Kontakte zu neuen, außerschulischen Angeboten soll Neugierde wecken.
• - Praktisches Handeln soll zur Mitarbeit motivieren und Einsicht für notwendige Theorie erzeugen.
• - Schüler sollen sich selbst besser einschätzen können, Stärken erkennen und Schwächen beheben lernen.
• - Positive Erfahrungen führen zu Selbstbewusstsein, Erfolge sind Grundlage für eine positive Grundeinstellung von Schülern.

 

2. Ziele der Oberschule

Die Oberschule

• - vermittelt eine grundlegende, erweiterte oder vertiefte Allgemeinbildung,
• - stärkt Grundfertigkeiten, selbstständiges Lernen, aber auch wissenschaftspropädeutisches Arbeiten,
• - ermöglicht den Schülerinnen und Schülern eine individuelle Schwerpunktbildung, die sie befähigt, ihren Bildungsweg berufs-, aber auch studienbezogen fortzusetzen,
• - arbeitet eng mit den berufsbildenden Schulen zusammen.

 

3. Organisation

Die Albert-Trautmann-Schule wird als teilgebundene Ganztagsschule geführt. Es findet ein verpflichtendes Ganztagsangebot an zwei Tagen der Woche statt. An den beiden anderen Tagen besteht die Möglichkeit freiwillig an weiteren Ganztagsangeboten teilzunehmen.    

Die erweiterte Schulzeit bietet die Chance für eine neue Rhythmisierung des Schultages unter Berücksichtigung eines schülergerechteren Arbeitsrhythmusses mit wechselnden Belastungs- und Entlastungsphasen. Darüber hinaus eröffnen sich bessere Möglichkeiten für eine individuellere Förderung der einzelnen Schüler. Die zusätzliche Zeit erleichtert die innere Differenzierung und offene Arbeit und fördert Selbstständigkeit und Selbstverantwortung der Schüler.

Die Ganztagsschule ist auch Lebensraum und Lebenswelt der Kinder. Hier können unsere Schüler all die Dinge lernen, die nicht auf dem Lehrplan stehen. Konfliktlösungsstrategien, kulturelle Akzeptanz, ein Gefühl der Zugehörigkeit zur Klassengemeinschaft, sowie der Erwerb sozialer Kompetenzen stehen dabei im Mittelpunkt. Die Schüler sollen sich als wichtige Mitglieder der Gemeinschaft fühlen und für sie Verantwortung übernehmen. Der Ganztag bietet zusätzlichen Raum für Verantwortungsbereiche der Schüler z.B. als Pate für neue Schüler. Dadurch werden der Gemeinschaftssinn und das Selbstwertgefühl gestärkt.

 

4. Verpflichtende Ganztagsangebote

Durch die verpflichtenden Ganztagsangebote an zwei Tagen ist eine enge Verzahnung von Schule am Vormittag und Schule am Nachmittag möglich. Die inhaltliche Ausgestaltung der vier zusätzlichen Stunden sieht derzeit folgendermaßen aus:

	Montag	Dienstag	Mittwoch	Donnerstag	Freitag
7.55 - 13.20	Pflichtunterricht gem. Stundentafel
	zusätzlich pro Klasse: • je 2 Stunden Miteinander Lernen (Patensystem; Jahrgang 5+8, 6+9, 7+10) • je 2 AG-Stunden (Jahrgang 5)
	• je 1 Stunde Lions-Quest, Methodentraining (Jahrgang 5)
	• je 1 Stunde Lions-Quest, Methodentraining (Jahrgang 6)
	• je 1 Stunde Lions-Quest/Methodentraining, EDV (Jahrgang 7)
	• je 1 Stunde Lions-Quest/Methodentraining, EDV (Jahrgang 8)
	• je 2 Stunden Erlebnissport, Lions-Quest/Methodentraining (Jahrgang 9)
	• 2 Stunden Projekt Schulabschluß (Jahrgang 10)
13.25 - 14.10	Mittagspause mit Essensangebot in der Mensa
	Di. und Do.: Freizeitraum, Bücherei, Bewegte Pause in der Sporthalle
14.10 - 15.45	Lerngruppe/ Offene Arbeitsgemein- schaften	Pflicht-unterricht	Lerngruppe/ Offene Arbeitsgemein- schaften	Pflicht-unterricht

 

5. Tagesablauf für die teilgebundene Oberschule

1. Stunde	7.55 - 8.40	Unterricht am Vormittag
	5 min Pause
2. Stunde	8.45 - 9.30
	20 min Pause
3. Stunde	9.50 - 10.35
	5 min Pause
4. Stunde	10.40 - 11.25
	20 min Pause
5. Stunde	11.45 - 12.30
	5 min Pause	Mittagessen
6. Stunde	12.35 - 13.20
	5 min Pause	Mittagspause mit Essensangebot in der Mensa Di. und Do.: Freizeitraum, Bücherei, Bewegte Pause in der Sporthalle
7. Stunde	13.25 - 14.10
8. Stunde	14.10 - 14.55	Unterricht am Nachmittag, Lerngruppen, AGs
	5 min Pause
9. Stunde	15.00 - 15.45

5.1 Mittagspause

Die Mittagspause findet in der 7. Stunde statt. In dieser Zeit können SchülerInnen sich in der Mensa, im Freizeitraum, in der Sporthalle oder draußen aufhalten.

5.2 Mensa

Neben den verpflichtenden Arbeitsgemeinschaften nimmt die Mittagsverpflegung eine zentrale Rolle innerhalb der teilgebundenen Oberschule ein. Die Schüler sollen in einer ruhigen Atmosphäre die Möglichkeit haben, gemeinsam ein ausgewogenes Mittagessen einzunehmen. Zwar sollen die Schüler das Gefühl der Beaufsichtigung haben, dennoch muss das gemeinsame Mittagessen ein Moment der Ruhe und Erholung, der Abwendung vom Lern- und Leistungsgedanken beinhalten und gleichzeitig ein Gefühl von Gemeinschaft vermitteln.  

In der Mensa können die Schüler in der Zeit von 13:20 – 14.10 Uhr ein vorbestelltes Mittagessen verzehren. Es ist auch möglich sich am Kiosk zu versorgen oder ein von zu Hause mitgebrachtes Lunchpaket in der Mensa zu essen. Das Mittagessen wird von der Firma Curom Dienstleistungs GmbH, zubereitet und ausgegeben. Die angebotenen Speisen fördern und unterstützen eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Es werden täglich jeweils zwei Hauptmenüs (davon ein vegetarisches Gericht), ein Salatteller und Nachtisch angeboten. Die Bezahlung in der Mensa erfolgt in bar oder bargeldlos mit Hilfe einer Mensakarte und der dazugehörigen Computersoftware. Bei Nutzung der Mensakarte ist sichergestellt, dass Schüler das von den Eltern für die mittägliche Verpflegung gedachte Geld nicht anderweitig ausgeben. Die Bestellung der Mittagsverpflegung muss bis 09.00 Uhr für den jeweiligen Tag geschehen. Bestellt werden kann an einem Terminal in der Schule, per Internet von zu Hause, oder von Computerarbeitsplätzen der Schule aus.

5.3 Lerngruppen

Montags und Mittwochs findet in der Schülerbücherei in der 8. und 9. Stunde eine offene Lerngruppe statt. Hier können die SchülerInnen unter Aufsicht in Ruhe ihre Hausaufgaben anfertigen, für Klassenarbeiten üben, oder ihre Materialien strukturieren. Die SchülerInnen werden angehalten ihre Hausaufgaben eigenständig zu erledigen, werden aber bei Bedarf von den MitarbeiterInnen der Lerngruppe unterstützt. Eine Kontrolle der Hausaufgaben ist allerdings nicht möglich und verbleibt in der Verantwortung der Erziehungsberechtigten.

5.4 Freizeitraum

Im Freizeitraum stehen den SchülerInnen zwei Billardtische, zwei Kicker, eine Dartscheibe und diverse Gesellschaftsspiele zur Verfügung. Alle SchülerInnen können während der Mittagspause den Freizeitraum nutzen. Unter Aufsicht werden die Schüler motiviert, ihren Interessen nachzugehen und ihre Mittagspause sinnvoll zu nutzen. Um die Attraktivität von Gesellschaftsspielen zu steigern, gibt es im Freizeitbereich weder PCs noch Spielkonsolen.

5.5 Bewegte Pause

Des Weiteren können die SchülerInnen in der Mittagspause an der Bewegten Pause in der Sporthalle teilnehmen. Hier stehen verschiedene Sportangebote wie beispielsweise Teamsportarten zur Verfügung.

 

6. Offene Ganztagsangebote

Neben den Pflicht-AGs können die SchülerInnen montags und/oder mittwochs an verschiedenen offenen AGs teilnehmen. Zusätzlich findet am Montag und Mittwoch das JutiS statt. Das JutiS ist ein offenes Angebot für Schülerinnen und Schüler des Schulzentrums Werlte. Hier können die Kinder und Jugendlichen ihren Nachmittag verbringen und entweder an den geplanten Aktionen teilnehmen oder sich einfach frei beschäftigen.                                                                                                                       

Öffnungszeiten: Montag und Mittwoch von 14.00 Uhr – 17.00 Uhr

Treffpunkt: Freizeitraum

 

7. Zusammenarbeit mit SchülerInnen und Erziehungsberechtigten

Eine enge Zusammenarbeit mit SchülerInnen und Erziehungsberechtigten ist in der teilgebundenen Oberschule unerlässlich. Sie sollen in Entscheidungsprozessen über die Strukturierung und inhaltliche Gestaltung der Oberschule einbezogen werden.

Stand: April 2020