Werlterinnen wollen Ärztinnen werden
Begeistert von den Noten der Schwestern zeigt sich Bürgermeister Daniel Thele, wie er im gemeinsamen Gespräch in der Schule mitteilt. Bei der Abschlussfeier habe er davon erfahren, dass die Zwillinge die Schule mit Durchschnittsnoten von 1,3 und 1,4 beendet hätten. "Ich habe einen riesigen Respekt vor euren Leistungen", sagt Thele und weist darauf hin, dass die Mädchen erst seit wenigen Jahren in Deutschland sind.Wie die 17-Jährigen berichten, sind sie vor fünf Jahren mit ihren Eltern und dem Bruder aus Syrien nach Deutschland geflohen. Nach gut zwei Jahren in Nienburg kamen sie in der achten Klasse nach Werlte, da der Vater Arbeit auf dem Hümmling gefunden hatte. In Nienburg hätten sie bereits Deutsch gelernt, wie Semaf Mohammed mitteilt: "Wir haben viel Vokabeln gelernt und auch viel Deutsch mit Freunden gesprochen." Zu Hause werde neben Kurdisch auch viel Deutsch gesprochen, so die Schwestern. Guter EinstiegIn der Schule kommen die Schwestern von Anfang an sehr gut mit, wie Schulleiter Klaus Ruhe bestätigt. Besonders in Fächern wie Geschichte, Gesellschaftskunde oder Politik sind die Schwestern sehr engagiert. In einer Stunde hätten die beiden ihren Mitschülern die Geschichte der Demokratie erklärt. Den Schwestern war es dabei wichtig, auch die Unterschiede zwischen Syrien und Deutschland aufzuzeigen. "Das sind zwei Welten", sagt Selva Mohammed, "sowohl politisch, als auch gesellschaftlich."
Während in Syrien eine Diktatur herrsche, lebe man in Deutschland in einer Demokratie, und etwa die Rechte von Frauen seien in der neuen Heimat gesichert.Ganz einfach sei der Start allerdings auch nicht gewesen, wie Selva weiß. Die junge Frau hat körperliche Einschränkungen, musste schon elf Mal aufgrund einer beidseitigen Hüftdysplasie operiert werden. Die Hänseleien hätten sie schon manchmal verletzt, wie sie offen zugibt. Unterkriegen lassen hat sie sich aber nicht. Im Gegenteil, die 17-Jährige hat immer ein Ohr für die Mitschüler, ebenso wie ihre Schwester. Beide sind laut Klassenlehrerin Désirée Rische sozial sehr engagiert, Semaf ist zudem Schülersprecherin und Mitglied im Schulausschuss der Samtgemeinde. Auch hätten sie in der Klasse ein gutes Umfeld gehabt. Laut Schulleiter Ruhe sind sie zudem "bescheiden und normal", und gelten auch als Vorbilder an der Schule, die sie am Mittwoch verlassen werden.Zum Gymnasium nach PapenburgNach den Sommerferien werden die beiden das Berufliche Gymnasium in Papenburg besuchen, um sich so schon auf den künftigen Traumberuf vorzubereiten. Die Schwestern wollen Ärztinnen werden. Nach dem Abitur soll das Studium folgen. Doch die Schwestern wissen auch, dass das Studium nur mit einem sehr guten Notenschnitt begonnen werden kann. Sie werden weiter mit Ehrgeiz ans Werk gehen, wie sie mitteilen. Selva Mohammed erklärt ihren Schlüssel zum erfolgreichen Abschluss: "Es sind 40 Prozent Köpfchen und 60 Prozent Fleiß." Auch Vater Nuamann Mohammed berichtet, dass die Töchter schon früh gewusst haben, was sie wollen. Er habe sie dabei immer unterstützt und sei sehr stolz auf sie. "Es sind 40 Prozent Köpfchen und 60 Prozent Fleiß."Selva MohammedAuch für Stadtdirektor Ludger Kewe ist der bisherige Weg und auch das erklärte Ziel der Mädchen "beeindruckend", wie er sagt. Gemeinsam mit Bürgermeister Thele legt er ihnen ans Herz, sich das neue Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) im Gesundheitszentrum einmal anzusehen. Vielleicht komme es später als Arbeitsplatz für die Schwestern in Frage. In den Ferien könnten sie durch ein Praktikum schon erste Praxisluft schnuppern, so Kewe. Auch könnten durch das MVZ Kontakte zu Krankenhäusern und Universitäten hergestellt werden. Es sind Tipps und Hinweise, die die Schülerinnen gern annehmen - und sich schon bald das MVZ einmal genauer ansehen wollen.
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