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Von Mirco Moormann | 22.06.2022, 17:04 Uhr
FOTO: Mirco Moormann
Zahlreiche Auszeichnungen und Zertifkate hat die ATS unter Klaus Ruhe erhalten. Sie zieren den Eingangsbereich der Werlter Schule.
Mit 66 Jahren geht Klaus Ruhe als Leiter der Albert-Trautmann-Schule in Werlte in den Ruhestand. Zu seinem Traumjob kam er jedoch nur über mehrere Umwege.
Gleich mehrmals musste sich Klaus Ruhe in seinem Berufsleben durchbeißen. Gemeistert hat er letztlich alle Widrigkeiten - und verlässt eine - wie er sagt - „gut funktionierende Ganztagsschule“, die zu Beginn seiner Lehrerkarriere noch „Hauptschule mit Orientierungsstufe Werlte“ hieß.
Einige Jahre zuvor hatte Ruhe das Emsland schon als junger Volontär kennengelernt: 1980 kam er aus Braunschweig mit 24 Jahren nach Werlte, um seine Lehrerausbildung anzutreten. Nach zwei Jahren war es dann aber schon wieder vorbei mit dem Unterrichten: „Trotz Abschluss mit der Note 1,3 gab es keinen Job für mich als Lehrer, es gab einfach zu viele“, erinnert sich Ruhe im Gespräch mit unserer Redaktion.
Zehn Jahre in anderen Berufen tätig
So kamen einige andere Aufgaben dazwischen: Er war an der Johannesburg in Surwold angestellt und auch bei der Deutschen Bank in Goslar. Zehn Jahre vergangen, in denen er immer wieder Bewerbungen schrieb, „für ganz Niedersachsen“. 1992 kam dann eine Zusage, Ruhe wurde als Lehrer an der Bernhardschule in Sögel eingestellt - und gleich nach Werlte abgeordnet. So war er wieder an der alten Wirkungsstätte - und erhielt eine besondere Aufgabe: „Zu der Zeit gab es sehr viele Aussiedler, die nach Werlte kamen. Ich wurde als Sonderbeauftragter ernannt.“ Eine Arbeit, die Früchte trug: Noch heute hat Ruhe einen guten Draht zu seinen ehemaligen Schülern, die mittlerweile auch als Unternehmer in Werlte ansässig sind.
Die auffälligen Schüler immer im Blick
Grundsätzlich setze er sich besonders für benachteiligte Kinder ein, bietet allen Hilfe an, die Hilfe annehmen möchten. In einer Beratungsrunde, an der regelmäßig neben Schulpädagogen oder dem Jugendamt auch der Polizei teilnimmt, habe er die auffälligen Schüler im Blick - und könne auch gezielt helfen, etwa mit speziellen Angeboten am Nachmittag: „So wird die Schule nicht nur zum Unterrichts-, sondern auch zum Lebensraum.“
Die Albert Trautmann Schule in Werlte bekommt einen neuen Schulleiter. Foto: Mirco
Moormann
Eine Blaupause in der Schullandschaft stellte sich im Jahr 2003 ein, als die Schulstrukturreform anstand. Damals gerade im Amt des Schulleiters wurde in Werlte viel umgebaut, die Orientierungsstufe fiel weg. Das Gymnasium bezog das Nachbargebäude und mit zwei Oberschulen schlossen sich dann Real- und Hauptschule in Werlte und Lorup zusammen. „Das lief nicht immer alles reibungslos ab“, meint Ruhe, der in Papenburg lebt, rückblickend.
Angebote für Schüler immer weiter ausgebaut
Ein wichtiger Aspekt, den er als Schulleiter immer im Blick hat, ist die Eigenverantwortlichkeit der Schulen, die mit der Reform einherging. „Die Angebote mussten ausgeweitet werden“, so die Idee, die Schule attraktiver zu machen. Ein Ganztagsangebot wurde eingeführt, die Berufsorientierung vorangetrieben.
Deshalb sei es zu den zahlreichen Kooperationen mit Unternehmen und Vereinen gekommen, die es noch heute an der Schule gebe. Denn eines sei klar: „Wir bilden hier keine Philosophen und Ärzte aus, sondern die, die hierbleiben.“ Schon damals als Hauptschulrektor sei ihm bewusst geworden, dass „wir immer kämpfen mussten, um zu überleben.“
Die „Marke ATS“ in der Region etablieren
So habe er als erster Rektor der neuen Abert-Trautmann-Schule dann auch versucht, die „Marke ATS“ in der Region zu etablieren. Und das sei ihm auch gelungen, wie Ruhe meint. Denn er musste deshalb auch außerhalb der Schule aktiv sein. Gemeinsam mit Politik und Verwaltung brachte er Förderanträge für Neu- und Anbauten auf den Weg, sodass die Schule heute „als vierzügige Oberschule gut dasteht“, sagt Ruhe.
Das habe sich mittlerweile auch herumgesprochen, wie Ruhe meint. Ein Indiz hierfür sei die Tatsache, dass er immer ausreichend Lehrkräfte habe, „mehr Bewerber als Stellen“, so der 66-Jährige. Dabei fordere er auch Leistung von seinen Lehrkräften, ebenso wie etwa ein gepflegtes Auftreten: „Mit kurzen Hosen wird hier nicht unterrichtet.“
Mit 66 Jahren geht Klaus Ruhe in den Ruhestand. Foto: Mirco Moormann
Dabei wirkt Ruhe keinesfalls streng, jedoch bestimmt. Das Wichtigste im Umgang miteinander ist für ihn die Kommunikation. Er habe immer Zeit für ein Gespräch, sei es mit Schülern oder Mitarbeitern, die mit ihrem Unterricht und etwa Nachmittags-Angeboten dafür sorgten, dass die Schule sich etabliert habe. So manches Projekt wie etwa die „Power Days“, bei denen drei Tage lang Sportangebote ausprobiert werden können, sei sogar von anderen Schulen übernommen worden.
Wieder mehr Zeit für den Sport
Sportlich soll es für Ruhe auch ab dem 12. Juli werden, wenn der letzte Schultag über die Bühne gegangen ist. „Bislang hatte ich immer die Ausrede, dass ich keine Zeit für Sport habe. Das zieht dann nicht mehr“, so der Schulleiter schmunzelnd. Somit werde er sich dem Radfahren widmen, „oder einfach mal morgens den Hauptkanal entlang gehen.“ Die Schule wird er auch nicht ganz hinter sich lassen. Er stehe seinem Nachfolger weiterhin beratend zur Seite, so Ruhe.
Albert-Trautmann-Schule
Kolpingstr. 8
49757 Werlte
Fon: 05951 - 9880410
Fax: 05951 - 9880415
E-Mail: verwaltung@ats-werlte.de
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